Der Bund: „Atomaufsicht leistet sich Berater für eine Image-Politur“

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Wie der Bund und TagesAnzeiger berichten, hat sich auch die Atomaufsicht ENSI von der einschlägigen Lobby-Agentur Hirzel.Neef.Schmid.Konsulenten beraten lassen (von Alan Cassidy).

Ein Rückblick: zuerst deckte die BaslerZeitung auf, wie diese Agentur für die Alpiq in beängstigend selbstsicherem Ton einen Masterplan zur Manipulation von Bevölkerung und Politik entwarf (Alpiq ist AKW-Grosseignerin mit 40% AKW Gösgen, 35% Leibstadt):

Das Lobbying soll «sicherstellen, dass durch geeignete politische Massnahmen die Betriebsrechnung in den Bereichen Wasserkraft und bei der Kernkraft schnellstmöglich wieder positiv ist.»

Sehr lesenswert hierzu auch:

…eine Strategie skizzierte, wie die öffentliche Meinung so gesteuert werden kann, dass eine Verstaatlichung von Atomkraftwerken plötzlich als sinnvolle Idee erscheint.

«Lobbyisten sind Grüsel. Sie sind wie Pianisten in einem zweideutigen Lokal.»
[offenbar über sich selbst: Dominique Reber, Hirzel.Neef.Schmid.Konsulenten]

Später zeigte Infosperber auf, wie dieselbe Agentur darin verwickelt war, mit „perfiden Methoden gegen den Atomkritiker Marcos Buser“ vorzugehen:

Der «persönliche» Brief an Reber mit den Unterlagen über Buser passte als Mosaikstein bestens ins Bild der perfiden Kampagne, die gegen den Atomkritiker Buser just zu dieser Zeit lief, nachdem er drei Monate zuvor demonstrativ und mit grosser medialer Aufmerksamkeit aus der Kommission für nukleare Sicherheit (KNS) ausgetreten war.

Dabei spielte auch der Stadtberner Gemeinderatskandidat Michael Aebersold (SP) und sein Vorgesetzter Direktor Walter Steinmann vom Bundesamt für Energie (BFE) eine Rolle.

BFE-Direktor Walter Steinmann habe den Lobbyistenauftrag gegen den Atomkritiker in Auftrag gegeben, sagt sein Untergebener Michael Aebersold

Nach dem AKW-Betreiberin und dem Bundesamt für Energie fehlte nur noch die angeblich unabhängige Aufsichtsbehörde ENSI im Atom-PR-Grüsel-Karussell. Heute lieferten Bund/TagesAnzeiger das fehlende Beweisstück. Die Agentur wurde bereits 2012 engagiert um dem aufgedeckten Filz im ENSI (ich habe damals berichtet) schöner darzustellen:

Wenn es aber heikel wird, verhält sich die Verwaltung inzwischen wie eine Bank, die unsaubere Geschäfte machte: Sie engagiert eine PR-Agentur. …

… zwischen dem Ensi, der für die Suche nach einem Endlager verantwortlichen Nagra und dem Bundesamt für Energie herrsche Filz. Um die Kritik zu entkräften, gab der Ensi-Rat eine externe Untersuchung in Auftrag. Deren Resultat fiel allerdings nicht ganz so eindeutig aus, wie es die Behörde wohl gerne gehabt hätte. Unter anderem zeigte die Überprüfung, dass das Ensi der Nagra erlaubte, Protokolle und Gutachten der Aufsicht umzuschreiben.

Den richtigen Spin geben

Um der Untersuchung den richtigen Spin zu geben, beauftragte der Ensi-Rat die Agentur Hirzel.Neef.Schmid.Konsulenten. Ein heikler Entscheid: Die Konsulenten hatten bereits Mandate für die Nagra, deren Tätigkeiten das Ensi beaufsichtigt, sowie für das Bundesamt für Energie. Ein Umstand, der dem Ensi-Rat bekannt war.

Na dann passt ja alles zusammen. Wenn es um Atomkraft geht, werden selbst die haarigsten Clichées Stück für Stück bestätigt.

 

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