Besuch im AKW Mühleberg

Rückblick vom Mai 2012:

Am trüben 3. Dezember 2010 habe ich mit einer Gruppe von Bekannten und Verwandten das AKW Mühleberg besucht.

Die BKW bietet für Gruppen ab sechs Leuten kostenlose Führungen an. Wenn man wirklich das AKW von innen sehen will, muss man aber insistieren, in die sogenannte „kontrollierte Zone“ gehen zu können, also in den Bereich, wo die Belastung durch radioaktive Strahlung und Kontamination ein Thema ist. Andernfalls sieht man nur Modelle, sowie durch Glassscheiben in den Maschinenraum und in den Kontrollraum.

Gesendet: Montag, 8. November 2010 11:00
An: infobern@bkw-fmb.ch
Betreff: Kraftwerksbesichtigung KKM – Kontrollierte Zone

Sehr geehrte Damen und Herren

Wie bereits telefonisch besprochen, möchten wir das KKM und dabei ausdrücklich auch die kontrollierte Zone besichtigen.

Wir sind eine Gruppe von 6-9 Leuten mit teilweise recht weit gehenden technischen Vorkenntnissen, darunter mehrere dipl. Ing. ETH, evt. ein dipl. Ing. FH. Einzelne Teilnehmer haben weitreichenden Vorkenntnissen im Maschinenbau, Anlagenengineering, -automatisierung und Leittechnik. Unsere Gruppe ist zusammengesetzt aus Befürwortern und Skeptikern der Kernenergie. Die Führung soll eine Erweiterung der Faktenlage bringen, die Voraussetzung für eine sachliche Diskussion.

Die BKW hat das dann bestätigt. Lustigerweise wollte sie uns zuerst ohne Führer reinlassen:

Guten Tag Herr Kühni

Besten Dank für Ihre Nachricht.
Gerad habe ich das ok erhalten.
Können Sie mir noch kurz bestätigen, dass sie keinen Führer benötigen.

Offenbar wurde ich mit einem Mitarbeiter des KKM verwechselt. Das hat sich dann aufgelöst und wir bekamen Frau L. W. als äusserst kompetente Führerin.

Die Führung war sehr interessant. Einprägsam war das ganze Prozedere mit der kontrollierten Zone, wo man mit speziellen Kleidern und Schuhen ausgerüstet wird und durch spezielle Kontaminations-Messschleusen ein- und austreten muss.

Wir konnten ausführlich das Reaktorgebäude besichtigen. Das blau schimmernde, offenen Becken für verbrauchte Brennelemente. Die „Trauben“ von Stickstoff-Druckflaschen und das Leitungsbündel für die Schnellabschaltung. Das Borsäure-„Vergiftungssystem“ für den Fall, wenn die Schnellabschaltung versagt. Besonders eindrücklich war der Abstieg bis in die sogenannte „Minus 11-Meter-Ebene“, wo in einem ringförmigen Raum der gigantische, sogenannte Torus sowie darunter sämtliche aktiven Notkühlsysteme des AKW angeordnet sind.

Abbildung: Schnitt durch SUSAN-Gebäude, Reaktorgebäude und Maschinenhaus, Fig. 12.1.2 aus dem KKM Sicherheitsbericht 1989, Quelle: BKW. Siehe auch später das 3D-Modell.

Während der Führung habe ich diverse detaillierte Fragen gestellt. Frau L. W. hat diese in beeindruckender Tiefe kompetent beantworten können. Wo sie dies nicht konnte, hat sie das auch gesagt. Perfekt.

Schliesslich hat sie noch den Pikett-Ingenieur herbeigeholt, der mir als Herr L. vorgestellt wurde. Ihm habe ich dann einige kritische Fragen gestellt.

Ich habe zum Beispiel darauf verwiesen, dass der Kontrollraum gemäss Sicherheitsberichten nicht erdbebenfest sei, dass man also davon ausgehen müsse, dass bei einem (Auslegungs-) Erdbeben sämtliche Operatere verschüttet würden und ausfielen. Das hat er bejaht und darauf verwiesen, dass das Notstandsystem SUSAN voll automatisiert übernehmen würde.

Als weiteren Punkt habe ich die „Minus 11-Meter-Ebene“ angesprochen, die Tatsache, dass bei einem Feuer oder einer internen Überflutung restlos alle Sicherheitssysteme ausfallen würde, weil keine Brandschutz- oder Flutwände zwischen den Systemen von redundanten Strängen vorhanden seien. Er hat geantwortet, das sei eine Pendenz.

Zu beiden Themen werde ich hier noch im Detail berichten.

Ich möchte mich an dieser Stelle für dieses Erlebnis bei der BKW und vor allem bei Frau L. W. bedanken.

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