SonntagsZeitung: „Alpiq will ihre Atomkraftwerke verschenken“
Die SonntagsZeitung berichtet über die wirtschaftlichen Verhältnisse bei den AKW (von ).
Gösgen und Leibstadt, steht das Wasser bis zum Hals. Die Schweizer Stromproduktion macht jährlich 2 Milliarden Verlust, den sie nur zur Hälfte an die Endkunden weitergeben kann. 1 Milliarde Franken bleibt an den Produzenten ohne Endkunden – wie die Alpiq oder auch dem Konkurrenten Axpo – hängen.
Dass die Werke rote Zahlen schreiben, wusste man schon länger. Zu welchen Massnahmen sich die Betreiberfirmen veranlasst sehen, erstaunt dann doch:
Weil ihre AKW nicht mehr rentieren, versuchte sie, ihre Atomkraftwerke ins Ausland, konkret an Frankreich, zu verschenken. Das geht aus einem vertraulichen Protokoll der Umweltkommission des Nationalrats (Urek) hervor, in das die SonntagsZeitung Einblick hatte. In der Urek-Sitzung vom Mai schilderten die Verwaltungsratspräsidenten der Stromfirmen Axpo und Alpiq, Thomas Sieber und Jens Alder, den Energiepolitikern, in welcher Lage sich ihre Unternehmen befinden.
Nukleare Sicherheit bei tiefroter Kasse? Nukleare Sicherheit à la française in der Schweiz?
Natürlich muss man bei solchem Gejammer immer im Kopf behalten, dass alles ein abgekartetes Spiel ist:
Anfang März hatte die «Basler Zeitung» publik gemacht, dass die PR-Agentur «Hirzel, Neef, Schmid» einen Plan ausarbeitet, wie dem Bund die AKW aufgehalst werden können. Der Plan war als Planspiel kleingeredet worden. Jetzt zeigt sich, die Alpiq hofft, dass mit einem Ja zur Ausstiegsinitiative der Plan umgesetzt werden kann: Bei einem Ja müssten Gösgen 2024 und Leibstadt 2029 vom Netz. Die beiden Abschalttermine würden den Weg frei machen für Verhandlungen mit dem Bund über die Ausschaltmodalitäten oder mindestens zu finanziellen Garantien. So soll Alder in der Urek denn auch gesagt haben, er hoffe auf ein Ja. Bestätigt ist Letzteres aber nicht.
Für mich ist es klar: am Schluss zahlt immer der Steuerzahler. Es geht nur mehr um einen Verteilkampf zwischen den verursachenden Alten und den leidtragenden Jungen, indem durch den unbefristeten Weiterbetrieb der AKW das Dicke Ende buchhalterisch auf kommende Generationen verschoben wird. Leider scheint man diesen Tatsachen nur auf der einen Seite des politischen Spektrums ins Auge zu sehen:
Für die Linke ist das alles Wasser auf die Mühlen der Ausstiegsinitiative. Denn für sie führt ohnehin kein Weg daran vorbei, dass dereinst die öffentliche Hand die Atomlasten tragen muss. […]
Mit Annahme der Initiative könne das Szenario beschleunigt werden. Die AKW kämen schneller vom Netz, und der Steuerzahler käme aus linker Sicht günstiger weg, weil von der Alpiq noch etwas zu holen sei, wenn man nicht warte, bis sie womöglich in Konkurs gehe.
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