Vortrag: „Fukushima – Mühleberg: Sicherheit in Theorie und Praxis“

Video: Vortrag an der Mitgliederversammlung der NWA [Video gerafft]

Hochauflösendes Video (MP4, 16:9, 1080p, 1.7GB)
Hochauflösendes Video (MP4, 4:3, 1080p, 1.7GB)

Druckversion (ohne Animationen):

Fukushima-Mühleberg: Sicherheit in Theorie und Praxis

Weitere Vorträge:

Letzte Änderung am 27.7.2014 (Video gerafft)

Known Bugs:

Der Vortrag enthält die Angabe es lebten „85’000 Personen in der 30km Zone“. Diese Zahl hat sich bei einer erneuten Überprüfung als falsch herausgestellt. Es waren offenbar 85’000 Personen im 20km Umkreis plus weitere 62’000 bis zum 30km Umkreis, also rund 150’000 im 30km Umkreis betroffen.

Japan’s government said it did not know how many people would be displaced by the new evacuation orders. Evacuation orders have so far covered about 85,000 people inside the 20-kilometer (12.4-mile) zone, while another 62,000 within 30 kilometers have been told to stay inside, Fukushima prefecture officials told CNN.

Die Zahl bleibt weit hinter den rund 850’000 Einwohnern im 30km Umkreis um das AKW Mühleberg zurück.

4 Antworten auf "Vortrag: „Fukushima – Mühleberg: Sicherheit in Theorie und Praxis“"

Christof Merkli sagt:

3. April 2017 um 18:48 Uhr

Der Vortragende begeht einige Denk- und Faktenfehler, die man hier kurz erwähnen sollte:

– Ein Erdbeben der Stärke 9 wie in Fukushima ist um den Faktor 1’000 stärker als das grösste anzunehmende Beben in der Region Bern.

– Die Schlammwelle aus dem Wohlersee ist mit dem Tsunami weder in Menge noch in der absoluten Wellenhöhe auch nur annähernd mit Fukushima vergleichbar.

– Weshalb erwähnt er nicht, dass Fukushima über KEINE Wasserstoffrekombinatoren verfügt hat, die URSAECHLICH für die Explosion des Containments verantwortlich waren und die Freisetzung der radioaktiven Stoffe erst ermöglicht hat?

Mein Fazit: Dieser Vortrag ist raffiniert aufgebaut, gründet aber auf mehreren fatalen Falschannahmen, die wahrscheinlich nicht ganz zufällig „passiert“ sind. Typisch Atomkraftgegner – man konstruiert sich eine Geschichte die passt, um von der Realität abzulenken und die Bevölkerung gekonnt falsch zu informieren und ängstigen.

Antworten
1. Markus Kühni sagt:
  
  3. April 2017 um 20:30 Uhr
  
  Sehr geehrter Herr Merkli
  
  besten Dank für Ihre Rückmeldungen.
  
  Ein Erdbeben der Stärke 9 wie in Fukushima ist um den Faktor 1’000 stärker als das grösste anzunehmende Beben in der Region Bern.
  
  Wie Sie wahrscheinlich wissen, ist für die Nukleare Sicherheit entscheidend, wie sich die Erde am Standort des AKW bewegt. Hingegen ist unerheblich, wie stark das Beben am Epizentrum ist. Man vergleicht oft die sogenannte Peak Ground Acceleration (PGA), also die Spitzenbeschleunigung die auf das Gebäude wirkt. Das Tohoku Beben befand sich jedoch 150km von der Fukushima Anlage entfernt, in 24km Tiefe. Das entspräche bei Mühleberg etwa einem Epizentrum in Locarno. Die Stärke nimmt linear (Oberflächenwellen) oder gar im Quadrat (Raumwellen) mit der Distanz ab. Bis die Wellen beim AKW Fukushima ankamen waren sie schon erheblich abgeschwächt. Am Standort wurden 550Gal gemessen [Regierungsbericht an IAEA, Table III-2-1], das sind ca. 0.56g. Bei Mühleberg werden gemäss gültigem Nachweis 0.24g erwartet. Von Faktor 1000 bleibt da wenig übrig. Entscheiden ist auch nicht die absolute Höhe der Erdbebenstärke, sondern die Auslegung des AKW, relativ dazu. Und hier sieht das AKW Mühleberg so alt aus, wie es ist.
  
  Die Schlammwelle aus dem Wohlersee ist mit dem Tsunami weder in Menge noch in der absoluten Wellenhöhe auch nur annähernd mit Fukushima vergleichbar
  
  Entscheidend ist, ob die Kühlwasser- und Notstromversorgung so ein Ereignis verkraften könnte. Das behauptet ja nicht einmal mehr die BKW selber. Die Wasserfassung würde zugeschüttet, die Notstromversorgung fiele aus, weil ebenfalls wassergekühlt. Man müsste dann wie in Fukushima mit Feuerwehrmassnahmen versuchen, im Schlammdesaster etwas zu retten. Das ist offiziell so dokumentiert. Lesen Sie zum Beispiel den BKW EU Stresstest [AN-BM-2011/121, Seite 70]. Schon vorher sprach man ja intern von „schlafenden Hunden“… Seither basiert der angebliche Sicherheitsnachweis auf der „Annahme“, dass die Staumauer schon nicht bricht. Nachher wurde die Mauer dann doch noch (fragwürdig) verstärkt.
  
  Weshalb erwähnt er nicht, dass Fukushima über KEINE Wasserstoffrekombinatoren verfügt hat, die URSAECHLICH für die Explosion des Containments verantwortlich waren und die Freisetzung der radioaktiven Stoffe erst ermöglicht hat?
  
  Haben Sie also auch diese Atom-PR geglaubt, in den Schweizer AKW gäbe es Wasserstoff-Rekombinatoren für schwere Unfallsituationen? Dem ist leider nicht so. Solche müssen nun erst nachgerüstet werden, natürlich wieder mit Jahren Verzögerung. Lesen Sie sorgfältig die Nachrüstforderungen des ENSI von 2015. Nicht einmal das neueste AKW Leibstadt hat sowas.
  
  Mein Fazit: Dieser Vortrag ist raffiniert aufgebaut, gründet aber auf mehreren fatalen Falschannahmen, die wahrscheinlich nicht ganz zufällig „passiert“ sind. Typisch Atomkraftgegner – man konstruiert sich eine Geschichte die passt, um von der Realität abzulenken und die Bevölkerung gekonnt falsch zu informieren und ängstigen.
  
  Das „Kompliment“ geben ich gerne zurück. Sie stellen im Gegensatz zu mir einfach gänzlich unbelegte und teilweise nachweislich falsche Behauptungen in die Welt. Wenn Sie sich einmal die Mühe machen, all die Quellenangaben in meinem Vortrag zu verfolgen, oder auch mit eigenen Quellen ankommen, können wir ja herausfinden, wer da die Bevölkerung falsch informiert oder „Denk- und Faktenfehlern“ erliegt.
  
  Bin gespannt, ob jetzt noch was kommt.
  
  Freundliche Grüsse,
  Markus Kühni
  
  Antworten
  1. Christof Merkli sagt:
    
    4. April 2017 um 05:50 Uhr
    
    Das ist eben das raffinierte an den Vorträgen von Rudolf Rechsteiner und Co. Sie nehmen eine Handvoll Fakten und mischen Sie dermassen durcheinander, dass dabei eine Katastrophe herauskommt, wo doch eigentlich eine perfekte Ordnung geherrscht hat.
    
    1. Es hat weltweit noch keine Atomhavarie wegen einem Erdbeben gegeben und es wird schwerlich eine geben, weil schon die alten Meiler darauf vorbereitet wurden.
    
    2. Dass die Schlammwelle die Zugänge für das Kühlwasser verstopfen MUSS ist eine Annahme von Ihnen, nicht des ENSI. Der Standort der Notkühlaggregate muss nicht zwingend 50cm im Hochwasser stattfinden, sondern kann mit wenig Aufwand an einen geeigneteren Ort verschoben werden.
    
    3. Bei den Wasserstoffrekombinatoren haben Sie Ihre eigenen Quellen uminterpretiert. So zeigt ein kurzer Blick in dies Angaben, dass „…So verfügt jedes Werk über Massnahmen gegen die Wasserstoffgefährdung bei auslegungsüberschreitenden Störfällen. Nach Fukushima hat das ENSI jedoch die Anforderungen an diese Vorsorge erhöht“.
    
    Ich kenne Ihre Spezies jetzt schon seit 10 Jahren und führte so manches Fachgespräch. Das einzig Besondere an solchen Geistern ist ihre absolut ruckfreie Sturheit, ein technisches Problem ideologisch zu überhöhen. Darin seid ihr alle Meister. Aber eine umfassende Betrachtung der Energieversorgung wollt oder könnt ihr alle nicht objektiv vornehmen. Irgendetwas vernebelt selbst dem bestens Ausgebildeten Ingenieur immer wieder die Sinne. Für solch einen Blödsinn sollte sich ein intelligenter Mensch nicht hergeben.
    
    Antworten
    1. Markus Kühni sagt:
      
      4. April 2017 um 14:10 Uhr
      
      Sehr geehrter Herr Merkli
      
      ich versuche trotz Ihres beleidigenden Tons einige Antworten zu geben:
      
      1. Es hat weltweit noch keine Atomhavarie wegen einem Erdbeben gegeben und es wird schwerlich eine geben, weil schon die alten Meiler darauf vorbereitet wurden.
      
      Der Tsunami in Fukushima ist wohl kaum entstanden, weil einer mit dem Motorsportboot zu schnell vorbeigebraust ist. Es ist jahrzehntealter Standard, das sogenannte „Auslösende Ereignis“ (Postulated Initiating Event, PIE) als Störfallursache zu definieren und dann zu untersuchen, was passiert. Dies nur, falls Sie echte Nukleare Sicherheit und solche Terminologie interessieren. Ergo ist auch die Katastrophe von Fukushima wegen des Erdbebens passiert… oder wegen der fehlenden korrekten Vorsorge, die ich eben bei Mühleberg auch feststelle!
      
      Lesen Sie vielleicht einmal die aktuelle Gesetzgebung dazu.
      
      2. Dass die Schlammwelle die Zugänge für das Kühlwasser verstopfen MUSS ist eine Annahme von Ihnen, nicht des ENSI.
      
      Das ENSI sagt, die Verstopfung könne schon bei einem Niederschlagsereignis nicht ausgeschlossen werden, geschweige denn bei einem Staumauerbruch. Zitat ENSI [ENSI 11/1481, Seite 14]:
      
      Aufgrund der vom KKM eingereichten Unterlagen kann aber die Gefahr einer Verstopfung des SUSAN-Rechens durch biologisches Material nicht vollständig ausgeschlossen werden.
      
      Weiter sagen Sie:
      
      Der Standort der Notkühlaggregate muss nicht zwingend 50cm im Hochwasser stattfinden, sondern kann mit wenig Aufwand an einen geeigneteren Ort verschoben werden.
      
      Das sagten die Japaner vor Fukushima auch. Sie haben es auch verzweifelt immer wieder versucht, hatten teils Erfolg dann wieder nicht. Und sie haben übrigens tatsächlich eine noch viel, viel schlimmere Katastrophe mit diesen Feuerwehrmassnahmen abgewendet und dies nur dank teils aufopferndem Einsatz (den Sie in der Schweiz vergessen können). Aber solche Feuerwehrmassnahmen sind eben nicht die qualifizierten, „gehärteten“ Massnahmen, die gemäss internationalen Standards der Nuklearer Sicherheit und der Schweizer Gesetzgebung verlangt sind. Darum geht es in diesem Vortrag.
      
      Ich habe übrigens in meiner Antwort auf Ihren Kommentar von der BKW gesprochen, der Betreiberin des AKW, nicht vom ENSI. Die BKW sagt zum Staumauerbruch, Zitat [AN-BM-2011/121, Seite 70]:
      
      Staumauerbruch
      Das SUSAN-System mit den beiden redundanten Kühlwasserpumpen (CWS) übernimmt die Kühlung des Reaktors. Auch in diesem Fall ist davon auszugehen, dass es durch den Transport von Material (Geschiebe, Geröll, Schwemmstoffe) zu einer Verstopfung des SUSAN-Einlaufbauwerks kommen kann; die Funktion der o.g. Ansaugrohren ist hier nicht gesichert, weil diese durch Geröll beschädigt werden können. Demzufolge ist die Wasserversorgung des CWS und damit die Funkfion des CWS zur Kernkühlung wahrscheinlich nicht (oder höchstens nur kurz) gewährieistet. Die Abfuhr der Nachzerfallswärme kann in diesem Fall durch die sog. „feed and bleed“ Fahnweise gewährieistet werden, siehe Kap. 5.2.1.1.
      
      Mit „feed und bleed“ ist das AKW dann genau dort, wo die Japaner in Fukushima auch waren.
      
      3. Bei den Wasserstoffrekombinatoren haben Sie Ihre eigenen Quellen uminterpretiert. So zeigt ein kurzer Blick in dies Angaben, dass „…So verfügt jedes Werk über Massnahmen gegen die Wasserstoffgefährdung bei auslegungsüberschreitenden Störfällen. Nach Fukushima hat das ENSI jedoch die Anforderungen an diese Vorsorge erhöht“.
      
      Das muss das ENSI ja sagen, um nicht allzu schlecht dazustehen. Was das für Massnahmen sind, darüber schweigt es sich dann bezeichnenderweise vornehm aus. Die harten Fakten – nämlich das Fehlen von geeigneten Wasserstoffrekombinatoren – spricht für sich. Es waren Sie der von Wasserstoffrekombinatoren sprach, nicht ich. Ich habe im Gegensatz zu Ihnen nichts „uminterpretiert“.
      
      Ich kenne Ihre Spezies jetzt schon seit 10 Jahren und führte so manches Fachgespräch. Das einzig Besondere an solchen Geistern ist ihre absolut ruckfreie Sturheit, ein technisches Problem ideologisch zu überhöhen. Darin seid ihr alle Meister.
      
      Ich denke da halten Sie sich da sehr gut den Spiegel vor. Besser kann ich Ihre Haltung nicht beschreiben.
      
      Zwar widerstrebt es mir, alle Leute mit einer bestimmten Meinung zu einem Thema in einen Topf zu werfen, wie Sie es tun. Aber es ist halt schon nicht von der Hand zu weisen, dass Atombefürworter mit hoher Regelmässigkeit so ticken, wie Sie. Sobald man nach Belegen und Quellen fragt, kommt nichts mehr. Die einen werfen dann das Handtuch, andere werden beleidigend, die dritten lenken dann auf ein anderes Thema.
      
      Zum Beispiel immer wieder die Mär von der Stromlücke:
      
      Aber eine umfassende Betrachtung der Energieversorgung wollt oder könnt ihr alle nicht objektiv vornehmen. Irgendetwas vernebelt selbst dem bestens Ausgebildeten Ingenieur immer wieder die Sinne. Für solch einen Blödsinn sollte sich ein intelligenter Mensch nicht hergeben.
      
      Ausser der Beleidigung enthält diese Behauptung keine Substanz. Selbstverständlich sind wir einer umfassenden Betrachtung der Energieversorgung verpflichtet. Die Energiewende ist kein Spaziergang, aber auch keine Illusion. Mittlerweile können Sie das aus all den weltweiten und etwa den deutschen Statistiken ablesen. Ich sehe in den noch zu lösenden oder auch nur zu optimierenden Herausforderungen beste Chancen für die Innovationskraft der Schweizer Wirtschaft.
      
      Falls Sie noch antworten, bitte ich um etwas mehr Fakten mit Quellenangaben und Belegen.
      
      Freundliche Grüsse,
      Markus Kühni
      
      Antworten

Schreibe einen Kommentar Antworten abbrechen