Beobachter: Die Akte Mühleberg — Wie unsicher das AKW wirklich ist

Rückblick vom Mai 2012:

Als Titelgeschichte der Ausgabe vom 27. Mai 2011 bringt der Beobachter „Die Akte Mühleberg — Wie unsicher das AKW wirklich ist„. Von Thomas Angeli.

Der Artikel rollt die wenig ruhmreiche Geschichte des AKW Mühleberg von Anfang an auf.

Die teils gravierenden Zwischenfälle während Bauzeit und Testphase wurden entweder verschwiegen, nicht ernst genommen oder heruntergespielt.

So etwa der Brand im Maschinenhaus von 1971. Die atomare Kettenreaktion hatte schon begonnen, Strom wurde bereits produziert. Ausgerechnet am Abend des 28. Juli, als unter den Blicken einer Gästeschar beide Turbogruppen unter Volllast hätten zusammengeschaltet wer­den sollen, liefen an einer Turbine 2000 Liter ­Hydrauliköl aus. Ein Feuer brach aus, das alles andere als harmlos war. In der ersten Minute nach Brandausbruch gingen 80 Alarme los. Die Operateure hatten keine Ahnung, was sich genau ereignet hatte. Das Feuer frass sich durch die Kabelkanäle. Erst kurz vor dem Reaktorgebäude konnte es unter Kontrolle gebracht werden.

Heute, sagt der damalige AKW-Direktor Hans-Rudolf Lutz halb belustigt, «würde dieser Brand wohl während 14 Tagen für Schlagzeilen in der Weltpresse sorgen». Und noch heute ist er überzeugt, dass der Vorfall keine weitere Bedeutung gehabt ­habe.


Abbildung: Doppelseite 18, 19 aus dem Beobachter Nr. 11/2011 (bei beobachter.ch→). Legende dazu im Beobachter-Artikel (am Schluss).

Die 40-jährige Liste der Pannen und Mängel ist lang und endet schliesslich bei aktuellen Diskussionen:

Recherchen des Beobachters zeigen zudem eine erhebliche Diskrepanz zwischen den offiziellen Schilderungen und den öffentlich zugänglichen technischen Fakten, die die Wasserfassungen betreffen. Die Kühlmittelversorgung für das Notstands­system SUSAN stütze sich «auf eine räumlich weit verzweigte Kühlwasserentnahme aus der Aare ab», schreibt das Ensi. Im entsprechenden Bericht, auf den sich die Aufsichtsbehörde stützt, ist aber von einer einzigen Wasserfassung in der Aare die Rede. Diese weist bloss zwei Öffnungen auf. Zum SUSAN-Bunker führt eine einzige Leitung. Eine «räumlich weit verzweigte Kühl­wasserentnahme» sieht anders aus. Bei einem Bruch des Staudamms, so befürchtet Markus Kühni von «Fokus Anti-Atom», würden die Kühlwasserleitungen durch mitgeführten Schlamm und Geröll verstopft: «Die Kühlung des Reaktors würde innert kurzer Zeit zusammenbrechen.»

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