Der Bund: Erdbebenberechnung in Mühleberg am Limit

Rückblick vom Mai 2012:

Am 31. Januar berichtet Der Bund im Artikel „Sicherheit von Mühleberg: Erdbebenberechnung am Limit“ (Seite 19) über den einzureichenden Nachweis der Sicherheit des Wohlenseestaudammes.

Heute läuft der Termin für die BKW ab, um nachzuweisen, dass der Wohlenseedamm oberhalb des AKW Mühleberg einem sehr seltenen – aber möglichen – Erdbeben standhalten würde.

Später wird diskutiert, wie knapp die Erdbebenfestigkeit des Dammes laut des Studienbeschriebs „Seismic fragility of Mühleberg Dam using nonlinear Analysis with Latin Hypercube Simulation“ am Limit liegt (auf welchen Fokus Anti-Atom hingewiesen hatte):

Pikant: Sollte der Zwischenwert für Mühleberg 80 Prozent betragen, dann fiele der Wohlenseedamm mit einer Erdbebenfestigkeit von 0,30 g durch, mit dem «gerundeten» Wert von 0,31 g würde er hingegen haarscharf durchkommen.

Liegt das mögliche Erdbeben in Mühleberg hingegen eher am unteren Rand, dann reicht es auch ohne Rundung. Nicht unwesentlich ist deshalb, wer das mögliche Erdbeben festlegte: Der Verband der AKW-Betreiber, Swissnuclear, hat die Zwischenresultate im Mai 2011 auf Geheiss des Ensi erstellt. «Das Zwischenresultat wurde mit konservativen Annahmen berechnet», betont Swissnuclear auf Anfrage. Man wolle die Wahrscheinlichkeit späterer grösserer Korrekturen gering halten. Auf die Frage, ob es angemessen sei, dass die Betreiber selber die Schwere der möglichen Erdbeben definieren, antwortet das Ensi: «Es ist Aufgabe einer Aufsichtsbehörde, Nachweise zu prüfen, nicht Nachweise zu erstellen.» Kein Verständnis für «solche Arrangements» hat AKW- Kritiker Markus Kühni. «Die Gefährdungsannahmen müssen von einer Institution getroffen werden, die von den Betreibern unabhängig ist», fordert er.

[…]

Kritiker Kühni wirft der BKW Inkonsequenz vor. «Wenn man frühere Sicherheitsmargen mit exakteren Modellen wegrechnet, muss man diese zumindest auf das ganze Bauwerk anwenden.» Die von der BKW beauftragten Experten hätten aber, so betont Kühni, nur gerade die Erdbebenfestigkeit eines Abschnitts des Maschinenhauses des Wasserkraftwerks neu berechnet. Die Experten selber räumen in ihrem Bericht ein, dass dies zwar sicherlich eine kostengünstige Methode, aber nur «möglicherweise» ein konservatives, also vorsichtiges Vorgehen sei.

Diese Äusserung geht ebenfalls auf die Studienbeschrieb „Seismic fragility of Mühleberg Dam using nonlinear Analysis with Latin Hypercube Simulation“ zurück. Dort schreiben die Experten (Seite 1205):

Our three-dimensional slice model neglects interaction between the Turbine Building section and the weir and Administration Building, which may be limited by the shear capacity at the interfaces. We neglected this interaction to permit a cost-effective (and possibly conservative) analytical solution.

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