EU Stresstest: Hinweise und Fragen zum AKW Mühleberg

Rückblick vom Mai 2012:

Per 31.12.2011 musste das ENSI die nationalen und anlagespezifischen EU Stresstest Reports für den Peer Review einreichen, was es auch getan hat. Im Unterschied zu allen anderen Ländern, hat sich das ENSI dann nochmals zehn Tage Zeit genommen, um diese Berichte auch zu veröffentlichen.

Erst am 10. Januar 2012 veröffentlichte das ENSI die Berichte unter dem Titel „EU-Stresstest bestätigt Sicherheit der Schweizer Kernkraftwerke„.  Womit es das Ergebnis des erst anstehenden Peer Review Prozesses selbstredend gleich vorweggenommen hat.

Diese Verzögerung um zehn Tage ist deshalb relevant, weil die Öffentlichkeit nur bis am 20. Januar 2012 Zeit hatte, Hinweise und Fragen für den Peer Review einzugeben. In der Zwischenzeit fand auch noch das Public Meeting in Brüssel statt. In wenigen Tagen mussten Kritiker also hunderte Seiten studieren und verarbeiten.

Entsprechend ist die Qualität meines eingereichten Berichts zu beurteilen (ich bitte um Nachsicht).

Der Bericht belegt grob die folgenden Tatsachen (Reihenfolge neu geordnet):

  • dem EU Stresstest wurden alte Erdbebenzahlen von 1977 untergejubelt, obwohl man seit 2004 weiss, dass diese um mindestens den Faktor 2 zu tief sind
  • das ganze Sicherheitskonzept des AKW Mühleberg wurde auf den Kopf gestellt, indem man die alten Sicherheitsstränge aus den 70ern, die seit zwanzig Jahren offiziell nicht mehr erdbebenqualifiziert waren, kurzerhand wieder als erdbebenfest verkaufte
  • damit dies ging, wurden plötzlich Erdbebenfestigkeiten ausgewiesen, die sich gegenüber den letzten offiziellen Zahlen verdrei- und verfünffacht hatten
  • oder es wurden kurzerhand ganze Gebäude unterschlagen, obwohl vitale Sicherheitssysteme dieser alten Stränge dort untergebracht sind
  • das ENSI hat all das gedeckt
  • in der Folge wurden Stress Tests und Berechnungen von Sicherheitsmargen beim Erdbeben, beim Verlust von Stromversorgung und Wärmesenke, etc. unter voller Anrechnung dieser alten Stränge „absolviert“
  • Betreiber und ENSI hielten sich auch überhaupt nicht an die Stresstest-Spezifikation und zählten verschiedene Fassungen vom selben Fluss als vollwertige diversitäre Wärmesenken
  • bereits beim Auslegungshochwasser müssen mobile Pumpen zum Einsatz kommen, um überhaupt die einzige Wärmesenke noch zu gewährleisten
  • etc.

Belege und Details im Bericht:

 Problems with the EU Stress Test Swiss National Report and the Muehleberg NPP


Known Bugs:

  • Wie man später sehen wird, waren meine Bemühungen hinsichtlich des Peer Reviews umsonst. Die Hinweise zu spezifischen Anlagen wurden einfach unbesehen an die nationalen Aufsichtsbehörden, also an das ENSI weitergereicht.

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