infosperber.ch: „Beznau-Risiko: Axpo rechnet nur mit Hahnenwasser“

Rückblick vom Mai 2012:

Auch beim AKW Beznau gibt es deutliche Kritik am Hochwassernachweis. Am 23.2.2012 ist auf infosperber.ch der Artikel „Beznau-Risiko: Axpo rechnet nur mit Hahnenwasser“ erschienen. Von Kurt Marti.

In der ENSI-Pressemitteilung vom 7. September 2011 heisst es dazu: «Das KKB hat den Nachweis der Beherrschung des 10 000-jährlichen Hochwassers unter den vom ENSI gesetzten Rahmenbedingungen erbracht.»

Dieser Behauptung widersprechen die Teilnehmer der Mahnwache in Brugg vehement. Zum Beispiel Heinrich Weigl, ehemaliger Professor an der HTL Brugg-Windisch: «Wie kann, ohne die Berücksichtigung von Geschiebe, eine Aussage über Verstopfung gemacht werden? Mit Reinwasser, wie in der Berechnung verwendet, entsteht nun einmal keine Verstopfung! Für das ENSI bedeuten die Resultate aber: Wenn das Wasser ohne die Berücksichtigung von Feststofftransport und Schwemmgut nicht hoch genug steigt, braucht man sich um die Verstopfungsgefahr nicht zu kümmern.»

Dabei ist es nicht nur für den Laien klar, dass erst das Schwemmgut und das Geschiebe ein Hochwasser gefährlich machen, sondern auch der Wissenschaft. In den Kursunterlagen zum Thema «Hochwassermodellierungen: Einfluss des Sedimenttransports» von Dr. Roland Fäh an der Versuchsanstalt für Wasserbau, Hydrologie und Glaziologie (VAW) kann man dazu lesen: «Erst durch die Interaktion von Strömung und Feststofftransport nahmen die Hochwasserereignisse ihren katastrophalen Verlauf. Wassertiefen und Fliessgeschwindigkeiten werden normalerweise auf der Basis von ein- oder zweidimensionalen Strömungsberechnungen bestimmt. Das heisst, man nimmt an, dass das Gerinne, in dem das Wasser abläuft, fixiert ist und kein Feststoff transportiert wird. Die Wirkung des Feststofftransportes wird oft vernachlässigt oder nur rudimentär abgeschätzt.»

Nach dem gleichen Schema, wie bei Mühleberg im Zusammenhang mit der Wärmesenke, begegnet das ENSI nun auch dieser Kritik mit scheinbarem Lob vom EU Stresstest:

Beim Thema Hochwasser hoben die Sachverständigen speziell den „sehr guten Hochwasserschutz“ des Kernkraftwerks Beznau hervor, welches von den EU-Sachverständigen bei ihrem Besuch in der Schweiz im vergangenen März besucht worden war.

Dabei verschweigt die Aufsichtsbehörde ein entscheidendes Wörtchen aus der Äusserung im „Peer Review report on EU Stress Tests for Switzerland“ (Seite 11):

KKB, the plant that was visited by the review team, appeared to have a very good
volumetric flood protection.

[Hervorhebung nicht im Original]

Die EU Experten haben sich also bewusst abgesichert und festgehalten, der Hochwasserschutz von Beznau escheine ihnen „volumenmässig“ sehr gut.

Dass sie es für nötig hielten, ihre Beurteilung mit diesem Wort zu qualifizieren, ist faktisch Wasser auf die Mühle der „Hahnenwasser“-Kritik.


Video: Wasserkraft grüsst Kernkraft, Kernkraftwerk Beznau – YouTube

 

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