Tagesanzeiger: „Atomaufsicht ignoriert Fukushima“

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Tagesanzeiger/Der Bund: „Atomaufsicht ignoriert Fukushima

In der Ausgabe vom 23.4.2013 berichten Tagesanzeiger und Der Bund darüber, wie das ENSI trotz klarem Auftrag des Bundesrates nicht Willens ist, sogenannte „Referenzszenarien“ für einen schweren Atomunfall auszuarbeiten. Von Felix Maise.

Keine Vorkehrungen für den Fall Fukushima

Der Bund - Keine Vorkehrungen für den Fall Fukushima

«Überprüfung der Referenzszenarien für die Notfallplanung in der Umgebung der Kernkraftwerke, Entwurf» – so heisst das 53-seitige Dokument des Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorats (Ensi) vom 21. Dezember 2012, das die Organisation Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz (AefU) heute veröffentlicht hat.

Der Autor bringt die verkehrte Logik des ENSI auf den Punkt:

Berücksichtigt werden müssten nur AKW-Unfälle, «die vernünftigerweise planbar» seien. Aus diesem Grund lassen die Atomkontrolleure des Bundes bei ihrer Überprüfung der Notfallszenarien einen nicht vernünftig planbaren Unfall wie in Fukushima einfach weg.

AefU-Geschäftsführer Martin Forter analysiert korrekt, wie das ENSI sich auf veraltete Grundlagen von 2007/2009 stützt:

[…] «ganz so, als wäre 2011 die theoretisch zuvor unwahrscheinliche Atomkatastrophe in Fukushima nie geschehen», wie Forter kritisiert. «Das Ensi stützt sich noch immer völlig kritiklos auf seine Wahrscheinlichkeitsrechnungen, die sogenannten probabilistischen Sicherheitsanalysen».

Das ENSI versucht krampfhaft an den alten atomförderlichen Wunschvorstellungen festzuhalten. Andere Bundesstellen sehen das mittlerweile etwas realistischer:

Dabei hatten in der Folge von Fukushima die drei Atomkommissionen des Bundes für Strahlenschutz und Überwachung der Radioaktivität (KSR), für nukleare Sicherheit (KNS) und für ABC-Schutz (Kom ABC) festgehalten, es sei «nun anerkannt, dass die Eintretenswahrscheinlichkeit» von schweren Atomunfällen «lediglich eine Arbeitsgrösse darstellt, welche jedoch das Negieren des Vorkommens seltener Ereignisse nicht zulässt».

Die drei Kommissionen haben deshalb empfohlen, ein Extrem-Ereignis zu berücksichtigen:

Der Auftrag ans Ensi war deshalb eindeutig formuliert: Es sollte klären, ob der gesetzlich vorgeschriebene Bevölkerungsschutz auch bei einem schweren Atomunfall in der Schweiz funktioniert. «Die Referenzszenarien müssen mit Extrem-Ereignissen ergänzt werden», heisst es wörtlich in der gemeinsamen Erklärung der drei Bundes-Atomkommissionen vom 19. September 2012.«Doch anstatt die Szenarien auftragsgemäss mit einem Fukushima-Szenario zu ergänzen, erklärt das Ensi einen solchen Unfall schlicht als so unwahrscheinlich, dass sich der Arbeitsaufwand dafür nicht lohnt», sagt der Arzt und AefU-Präsident Peter Kälin. «Die Schweizer Atomaufsicht tut damit weitgehend das, was die japanischen Behörden vor Fukushima auch getan haben: das Risiko mit mathematischen Modellen einfach wegrechnen. Das steht im Widerspruch zum Atomgesetz, das einen funktionierenden Katastrophenschutz als Bedingung vorschreibt, damit AKW überhaupt betrieben werden dürfen.»

Meinen eigenen Kommentar lesen Sie bald in diesem Blog.

 

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