Erdbebennachweis Wasserkraftwerk Mühleberg – Unregelmässigkeiten

Das AKW Mühleberg liegt 1.3km unterhalb des Wasserkraftwerks Mühleberg (Wohlensee-Staumauer). Bei einem Staumauerbruch ist das AKW massiv gefährdet. Nach Fuksuhima musste die Staumauer neu auf Erdbebenfestigkeit überprüft werden.

Durch besondere Umstände wurde der Erdbebennachweis drei Mal verbindlich eingereicht. Dem Autor liegen alle drei Version vor. Was sich aus der „Evolution“ dieser Nachweise ablesen lässt, lesen Sie im unten bereit gestellten Bericht (mit Aktensammlung):

Aktensammlung: Erdbebensicherheitsachweise der Firma Stucky AG in drei Versionen, Stellungnahme des BFE, Textvergleiche, Briefe (ZIP-Archiv, 320 MB)

Vorgestellt wurden die Erkenntnisse an einer Medienkonferenz von Greenpeace.

Versuch: Simulation des Bruchs der Wohlenseestaumauer →

[zuletzt aktualisiert am 22.3.2012]

4 Antworten auf "Erdbebennachweis Wasserkraftwerk Mühleberg – Unregelmässigkeiten"

Jörg-Martin Hohberg sagt:

22. Februar 2013 um 21:24 Uhr

Hallo Herr Kühni

Als Bauingenieur ärgere ich mich nun schon öfter über die laienhaften Artikel des Bund-Redakteurs Simon Thönen. Nichts dagegen, dass er Ihre Bedenken portiert! Aber was er so über Pfahlverstärkungen als Quasi-„Sollbruchstellen“ und jetzt zur Kohäsion schreibt, zeugt von wenig Sachverstand.

Ich bin froh, über die Websites von Greenpeace und Ihnen an die Dokumente von Stucky Conseil und der Wiener Uni für Bodenkultur heranzukommen — herzlichen Dank!
Da ich selbst, unlängst Gelegenheit hatte, für die Sektion Talsperren des BFE zwei (sehr viel kleinere) Sperren im Kt. Luzern nachzurechnen, werden ich diese Dokumente und den Vorwurf der „Schönung“ gerne studieren.

Es wäre schön, mit Ihnen als ETH-Kollegen (wenn auch Autodidakt im Bauwesen) die Vorwürfe und Befürchtungen sachlich diskutieren zu können, anstatt mich bloss über die entblödeten BUND-Artikel zu ärgern.

Helfen Sie mir gegebenfalls mit weiteren Informationen?
Wohlgemerkt, ich habe nichts gegen einen früheren Ausstieg aus der Kernkraft, sähe aber gern im BUND eine qualifiziertere Berichterstattung. Zudem habe ich aus meiner Assistentenzeit an der ETHZ ein wissenschaftliches Interesse an Standsicherheitsfragen von Talsperren.

Freundliche Grüsse,
Dr. J.-Martin Hohberg
(Bauing. SIA, Mgl. SNGT, DGEB)

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1. Markus Kühni sagt:
  
  23. Februar 2013 um 12:18 Uhr
  
  Sehr geehrter Herr Dr. Hohberg
  
  Vielen Dank für Ihren Kommentar.
  
  Sie gehen sehr hart ins Gericht mit Herrn Thönen. Das Problem liegt meines Erachtens jedoch nicht bei ihm, sondern beim Durchschnitts-Medienkonsumenten wie ihn die Redaktionen einschätzen. In einer Zeit, die geprägt ist von „20min“, „Twitter“ und dergleichen, wo die Aufmerksamkeitsspanne von Lesern offenbar gegen 140 Zeichen strebt, haben es technische Erklärungen sehr, sehr schwer. Herr Thönen ist einer der wenigen, der wenigstens versucht, technische Zusammenhänge allgemeinverständlich darzustellen und dafür den entsprechenden Raum in der Zeitung einzufordern. Wenn die dargestellten Vereinfachungen (die er teils auch nur wiedergibt) Irritation bei Ihnen auslösen und Sie dazu bringen, sich selber weiter zu informieren, dann ist bereits ein wichtiges Ziel erreicht. Hätte er nur die schlussfolgernden Behauptungen beider Seiten widergegeben (wie manche anderen Medien), dann hätten Sie sich womöglich nicht angesprochen gefühlt.
  
  Das Gegenbeispiel können sie in der gestrigen BernerZeitung nachlesen: der dortige Redaktor fand meinen Bericht „über weite Strecken“ unverständlich, störte sich an dessen akademischen (für ihn „schulmeisterlichen“) Sprache und fand schliesslich “Wenn man etwas nicht mehr versteht, beginnt das Glauben”, womit er folgerichtig dafür plädierte, doch lieber blind den Behörden zu glauben.
  
  Dass Sie die Dokumente und den Vorwurf der „Schönung“ nun studieren wollen, freut mich sehr. Meine Erkenntnisse finden Sie im Bericht „Wasserkraftwerk Mühleberg – Überprüfung der Erdbebensicherheit – Unregelmässigkeiten„. Dabei geht es primär um den Vergleich der drei Versionen des Erdbebensicherheitsnachweises. Dazu ist zu sagen, dass ich als Informatikingenieur keine eigenen, neuen fachlichen Aussagen mache, sondern ausschliesslich Widersprüche in den Aussagen der Gutachtenversionen sowie zu den Richtlinien aufzeige. Logisches Folgern, ein bisschen Algebra mit den ausgewiesenen Zahlen und elementare Grundlagenphysik (die ich immerhin auch als Informatikingenieur ziemlich ausgiebig studieren durfte) masse ich mir auch noch an. Zusätzlich stütze ich mich punktuell auf Aussagen von Herrn Prof. Dr.-Ing. Wu, den Sie ja auch angeschrieben haben.
  
  Sehr gerne bin ich also bereit die Befunde sachlich zu diskutieren. Ich hoffe natürlich, dass Sie Ihre eigenen Erkenntnisse dann zur weiteren Diskussion wieder hier publizieren. Würde mich sehr freuen.
  
  Sollten Sie in der Zwischenzeit einen Leserbrief an den Bund schreiben und sich bei der Redaktion für mehr Raum und Tiefe im wissenschaftlich-technischen Diskurs einsetzen wollen, dann fände ich das eine sehr, sehr gute Idee. :-)
  
  Freundliche Grüsse,
  Markus Kühni
  Dipl. Inf.-Ing. ETH
  
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  1. Dr. J.-Martin Hohberg sagt:
    
    27. Dezember 2019 um 14:36 Uhr
    
    Lieber Herr Kühni
    
    Ich hoffe, Herr Thöni hat mir inzwischen verziehen. In den vergangenen 6 Jahren schrieb er manche Artikel, die ich vielleicht hätte auch mal loben sollen. Inzwischen beginnt der Rückbau des AKW Mühleberg, und der Kohlestrom in der Elektromobilität ist der neue umweltpolitische Feind.
    
    Ich bekenne, dass ich nicht versuchte, den wissenschaftlich-technischen Diskurs im BUND zu verbessern. Immerhin schreibt man dort nun seit Jahrzehnten richtig CO_2 mit Subscript (und nicht mehr „CO-Quadrat“ wie in Ende der achtziger Jahre) und berichtet etwas ausführlicher über Handwerkerolympiaden und andere technische Aspekte; der „Kleine Bund“ öffnete sich zudem für wissenschaftliche Beiträge.
    
    Trotzdem bleibt noch viel zu tun bzgl. MINT-Fächern und Frauen im Ingenieurwesen. Deswegen engagiere ich mich in letzter Zeit viel im SIA und in der FEANI.
    
    Für 2020 wünsche ich Ihnen alles Gute!
    Martin Hohberg
    
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    1. Markus Kühni sagt:
      
      4. Mai 2020 um 11:50 Uhr
      
      Sehr geehrter Herr Dr. Hohberg,
      
      Danke für die guten Wünsche und die resümierende Rückmeldung. Ich habe diese leider erst jetzt gesehen, sie ist bis jetzt im grassierenden Spam untergegangen, exgüseh.
      
      Ebenfalls alles Gute,
      Markus Kühni
      
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