Radio DRS: „Markus Kühni und der Kampf gegen Mühleberg“

Rückblick vom Mai 2012:

Am 29. Dezember 2011 hat das Regionaljournal Bern Freiburg Wallis ein Interview mit mir gesendet (in Schweizerdeutsch, zweiter Beitrag). Es geht dabei um meine Beweggründe für das Engagement in Sachen AKW Mühleberg. Von Peter Brandenberger.

Am 31.12.2011 wurde das Interview auch noch unter dem Titel „Fukushima, Mühleberg und Markus Kühni“ in der Sendung „Regional Diagonal“ zu einem von Brigitte Mader kommentierten Beitrag redigiert.

Zum Thema der Beweggründe sei auch noch die folgende Stellungnahme angeführt:

Warum dieses Engagement?

Die Motivation zu einem Engagement ist immer überwiegend persönlich. Deshalb beschränke ich mich hier auf Beweggründe, die sich rational und durchaus auch im Sinne von Eigennutz erklären lassen. Ich lasse also emotionale Motive weg, was in keiner Weise heisst, dass es diese nicht gibt (oder dass diese nicht auch mein vermeintlich rationales Denken beeinflussen).

Spätestens beim Kauf unseres Eigenheims 2007 wurde mir die Bedeutung von „Heimat“ im rationalen, ökonomischen Sinne bewusst. Für alle Normalsterblichen ist der Kauf eines Hauses der grösste Kauf im Leben überhaupt. Da kommen Zweifel auf und man sucht nach Bestätigung, das Richtige zu tun. Wenn man diese Bestätigung dann findet, wird sie einem auch so richtig bewusst: das Heim — und die Heimat, die man festlegt — sind meiner Familie offenbar im wahrsten Sinne des Wortes teuer. Ökonomisch gesehen am teuersten überhaupt.

Anders als die Familie selber, die im Wertegefüge natürlich noch weit darüber steht, ist das Heim und die Heimat unverrückbar. Ich muss diese Lebensgrundlagen also an Ort schützen, ich kann sie nicht mitnehmen und davonlaufen. Und wenn mein Heim (und seine Umwelt) bereits geschädigt sind, kann ich es auch nicht mehr verkaufen. Das unversicherbare nukleare Risiko bekommt auch ganz nüchtern-ökonomisch betrachtet eine ganz neue Bedeutung.

Als weiteren, ebenfalls durchaus eigennützigen Grund, möchte ich meine Einstellung zu Technik und Naturwissenschaften nennen. Ich finde Technik und Naturwissenschaften haben einen unangemessen schlechten Ruf und deren Institutionen und Berufe spielen im Vergleich etwa zur Finanzwirtschaft eine unangemessen untergeordnete Rolle. Das macht sich letztlich auch in meinem Portemonnaie bemerkbar.

Meiner Meinung nach ist dieses Image-Problem aber mindestens teilweise hausgemacht. Es liegt daran, dass viele Vertreter von Technik und Naturwissenschaften auch heute noch zu wenig über die Schattenseiten ihrer Lösungen nachdenken. Es liegt daran, dass sich manche Exponenten auch im 21. Jahrhundert jegliche Kritik von ausserhalb des eng gefassten Expertenkreises schlicht verbieten. Dass sich Kollegen aus anderen Disziplinien (meist) tunlichst raushalten und somit im Allgemeinen keine ganzheitliche und unbefangene Betrachtung stattfindet. Es liegt daran, dass sich Technik und Naturwissenschaften zunehmend auch in der Lehre bedingungslos und vorauseilend ökonomischen Interessen unterordnen und gesellschaftliche Werte und Ziele ausblenden. Mit den bekannten Auswüchsen.

Nukleartechnologie ist ein Symbol für Hochtechnologie und gleichzeitig in der industriellen Realität ein Schandfleck. Technik und Naturwissenschaften müssen überzeugende Selbstbereinigungsmechanismen für solche Fälle entwickeln und etablieren.

Mit einem verantwortungsvolleren Ansatz von Technik und Naturwissenschaften, welcher sich deutlich von solchen Fehlentwicklungen abgrenzt, ganzheitlicher und interdisziplinärer arbeitet, würden sich meiner Meinung nach wieder mehr junge Leute dafür begeistern. Man könnte den Stellenwert und die Wertschätzung von Berufen und Institutionen in der Gesellschaft wieder erhöhen. Das würde sich letztlich auch bei Löhnen und Etats, sowie beim politischen Einfluss bemerkbar machen. Dafür stehe ich ein.

Logisch, dass da auch die Herausforderungen aus der Energiewende eine Schlüsselrolle spielen könnten.

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