Der Sonntag: „Ensi-Rat prüft Mühleberg-Vorwürfe“

Rückblick vom Mai 2012:

In seiner Ausgabe vom 23. Oktober 2011 berichtet Der Sonntag über meinen Brief vom 26.9.2011. Von Yves Demuth (leider nicht online verfügbar).

Das Atomkraftwerk Mühleberg ist das einzige Schweizer AKW, das ein extremes Jahrtausend-Hochwasser nur mithilfe von Feuerwehrmännern beherrschen könnte. Dies ist das Resultat der nach Fukushima verschärften Hochwasseranforderungen. Die Atomaufsicht Ensi hat in Mühleberg mobile Feuerwehrpumpen nicht nur als Notfallmassnahme akzeptiert, sondern auch für die Erfüllung einer regulären  Sicherheitsfunktion. Die Betriebsfeuerwehr müsste mit Pumpen die Kühlwasserversorgung sicherstellen.

Die Aufsichtsbehörde selbst bezeichnet die Akzeptanz dieser Massnahme als «knapp im grünen Bereich». Laut Markus Kühni, profilierter AKW-Kritiker und Mühleberg-Anwohner, missachtet die Atomaufsicht damit aber die fundamentalsten Prinzipien der Nuklearsicherheit. «Würde das Ensi die entsprechenden Regelwerke beachten, hätte es den Einsatz von Feuerwehrpumpen niemals zur Beherrschung eines Auslegungsstörfalls akzeptieren dürfen», sagt Kühni.

Als Auslegungsstörfall gelten Szenarien wie etwa ein Jahrtausend-Hochwasser, welches das AKW zwingend verkraften können muss, ohne unzulässige Dosen radioaktiver Stoffe freizusetzen. Kann der Betreiber dies nicht nachweisen, muss die Anlage vom Netz.

Der Sonntag hat auch beim ENSI-Rat und bei der KNS nachgefragt:

Der Ensi-Rat wird die Problematik an seiner nächsten Sitzung Anfang November behandeln. Man werde sich mit der Kritik vertieft auseinandersetzen und habe dazu eine juristische Begründung der Ensi-Geschäftsleitung verlangt, sagt Ensi-Ratspräsidentin Anne Eckhardt. Auch die Kommission für nukleare Sicherheit will auf Kühnis «begründete Argumente eingehen», wie sie mitteilt.
[…]
Die beiden Gremien nehmen die Vorwürfe somit wesentlich ernster als das kritisierte Ensi, das von einem «grundlegenden Irrtum» des AKW-Kritikers spricht.

Schliesslich bringt der Artikel von Yves Demuth den Sachverhalt noch einmal auf den Punkt:

Nachdem klar geworden war, dass diese Kühlwasserfassung bei einem Hochwasser verstopfen könnte, montierte die BKW zwar zusätzliche Periskop-Ansaugstutzen auf die Rohre in der Aare. Die Überprüfung enthüllte jedoch ein nächstes Problem: die Verstopfung des nachgelagerten Feinrechens durch Pflanzenmaterial. In diesem Fall müsste die Feuerwehr mit Pumpen auf das überschwemmte Areal anrücken und die unterbruchsfreie Einspeisung von Kühlwasser garantieren.

Der Autor des Artikels, Yves Demuth, hat mir auch die Stellungnahme der KNS zum Kommentar vorgelegt:

Wir haben Herr Kühni schriftlich und mündlich mitgeteilt, dass die KNS gemäss ihrer gesetzlichen Rahmenbedingungen auf seine begründeten Argumente eingehen wird. Dies wird vor allem im Rahmen des in Behandlung befindenden Geschäftes zum Fukushima-Unfall und zu den entsprechenden ENSI-Verfügungen abgewickelt.

[Anm.: Hervorhebung nicht im Original]

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